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KAFKA - Ein Bericht für eine Akademie




In Afrika wird ein Affe mitten aus einer Herde heraus angeschossen, auf ein Schiff geschleppt und nach Europa gebracht, um dort verkauft und dressiert zu werden. Im engen Schiffskäfig unter Deck wird ihm klar, daß eine Flucht unmöglich ist und daß ihn nur eines retten kann: er muß sich anpassen. So lernt er rauchen, Schnaps trinken und schließlich auch sprechen. Äußerlich ein Tier geblieben hält er nun vor der Akademie einen Vortrag über sein  "affisches Vorleben" und seine Menschwerdung. Eine Parabel auf die Beengtheit der menschlichen Gesellschaft sowie den Wunsch nach einer diffus definierten Freiheit und Anerkennung, dem Kampf zwischen Natur und Kultur in jedem von uns.
 

Franz Kafkas berühmte Erzählung von der Menschwerdung des Affen Rotpeter ist bis heute eines der zentralen Werke der literarischen Moderne.

 

Die Inszenierung wurde speziell zur Ergänzung des Unterrichtsstoffs "Kafka" für die gymnasiale Oberstufe erarbeitet und bereits an verschiedenen Schulen mit großem Erfolg aufgeführt. In einem anschließenden Gespräch haben die Schüler die Möglichkeit Fragen zu stellen und so einen Einblick in den Beruf des Schauspielers zu bekommen.

 

Bei der Inszenierung ist eine Bühne von Vorteil, jedoch keine Bedingung.

 

Premiere war am 09.03.2007 im Projekttheater Dresden


Spieldauer 50 min (ohne Pause)

Vielen Dank an:
Kati Grasse, Pauline Späte, Andreas Hüttner





Wir alle kennen den Rotpeter, so wie ihn die halbe Welt kennt. Als er zu einem Gastspiel in unsere Stadt kam, beschloss ich ihn näher, ihn persönlich kennen zu lernen. Herr Busenau, der Impressario, empfing mich überaus freundlich. Ich hatte nicht erwartet in ihm einen so bescheidenen, ja fast kleinmütigen Mann anzutreffen. Er saß im Vorzimmer der Wohnung Rotpeters und aß eine Eierspeise. Trotzdem es Vormittag war, saß er schon im Abendfrack, in dem er bei den Vorstellungen erscheint. Kaum erblickte er mich, den fremden bedeutungslosen Gast, sprang er, der Besitzer höchster Orden, der König der Dresseure, der Ehrendoktor der großen Universitäten, - sprang er auf, schüttelte mir die Hände, nötigte mich zum Sitzen, wischte seinen Löffel am Tischtuch ab und bot mir ihn freundschaftlichst an, damit ich die Eierspeise zu Ende esse. Meinen ablehnenden Dank ließ er nicht gelten und wollte nun anfangen selbst mich zu füttern. Ich hatte Mühe ihn zu beruhigen und ihn mit Teller und Löffel zurückzudrängen. „Sehr liebenswürdig, dass Sie gekommen sind“ sagte er dann mit stark fremdländischer Betonung, „wirklich liebenswürdig. Auch kommen Sie zur richtigen Stunde, nicht immer, leider nicht immer kann Rotpeter empfangen, es widersteht ihm oft Menschen zu sehen, dann wird niemand, wer es auch sei, vorgelassen, selbst ich - selbst ich, darf dann nur geschäftlich mit ihm verkehren auf der Bühne. Aber gleich nach der Vorstellung muss ich verschwinden, er fährt allein nach Hause, sperrt sich in sein Zimmer ein und bleibt so meist wieder bis zum nächsten Abend. Einen großen Reisekorb voll Früchte hat er auch immer im Schlafzimmer, davon nährt er sich dann in solchen Fällen. Ich aber, der ich ihn natürlich nicht ohne Aufsicht lassen darf, miete immer die gegenüberliegende Wohnung und beobachte ihn hinter Vorhängen.“









 


Dieses Stück ist auch als Hörbuch erhältlich.

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